Als am 2. Mai 2011 US-Spezialkräfte Osama bin Laden in Pakistan töteten, gab es Jubel in Washington, stehende Ovationen im Kongress und eine Flut von „Justice has been done“-Schlagzeilen. Die Tatsache, dass die USA dabei ungefragt in ein fremdes Staatsgebiet eindrangen, wurde von den meisten Medien und Regierungen schlicht hingenommen. Schließlich galt bin Laden als Symbolfigur des Terrors, als Hauptverantwortlicher für die Anschläge des 11. September.
Vierzehn Jahre später wiederholt sich die Geschichte – nur mit vertauschten Rollen. Diesmal war es Israel, das die Köpfe der Hamas in Katar ausschaltete. Eben jene Hamas-Führung, die den 7. Oktober 2023 plante und befahl – ein Massaker, das in seiner Grausamkeit mit den dunkelsten Kapiteln des 20. Jahrhunderts verglichen werden muss. Doch die Reaktion der Welt ist eine andere: Empörung, Verurteilungen, Rufe nach „Zurückhaltung“ und die altbekannten Vorwürfe gegen Israel.
Hier offenbart sich eine gefährliche Doppelmoral. Was „uns“ erlaubt ist, wird Israel verweigert. Wo die USA als „Verteidiger der Freiheit“ gelten, wird Israel zum „Aggressor“ erklärt. Diese Diskrepanz zieht sich durch Jahrzehnte der Berichterstattung und politischen Urteile.
Die Rolle Katars und Pakistans
Katar ist nicht nur ein luxuriöser Wüstenstaat, der sich mit Fußball-WM und Al Jazeera ein globales Image erkauft hat. Es ist auch einer der wichtigsten Unterstützer islamistischer Bewegungen, von den Taliban bis zur Hamas. Dass die Hamas-Führung seit Jahren in Katar lebt, ist kein Geheimnis – sie residiert in Doha in Villen, während die Bevölkerung in Gaza leidet.
Pakistan wiederum war das Land, das Osama bin Laden bis zuletzt schützte. Offiziell will niemand im Sicherheitsapparat etwas gewusst haben, doch bin Laden lebte nicht in einer Höhle, sondern in einer Villa in Abbottabad – direkt neben einer Militärakademie.
Beide Länder verbindet also eines: Sie dienen als Rückzugsraum für Terrororganisationen, während sie gleichzeitig international hofiert werden. Katar kassiert Milliarden aus Europa, Pakistan erhält Hilfsgelder und militärische Unterstützung.
Warum die Empörung nur Israel trifft
Die Empörung über Israels Aktion ist daher nicht nur unlogisch, sie ist auch zutiefst ungerecht. Wer die Tötung bin Ladens begrüßte, kann nicht gleichzeitig die Beseitigung der Hamas-Führung verdammen. Beide waren Anführer von Terrornetzwerken, beide lebten unter dem Schutz von Staaten, die damit bewusst internationales Recht missachteten.
Der Unterschied liegt einzig und allein darin, dass Israel der Handelnde ist. Das kleine Land, das seit seiner Gründung unter Dauerbeschuss steht, wird mit anderen Maßstäben gemessen als die Großmacht USA. Wo Washingtons Gewaltakte als „notwendige Selbstverteidigung“ gelten, werden Jerusalems Aktionen als „Eskalation“ verurteilt.
Die Frage, die bleibt
Man muss keine israelische Politik in jedem Detail gutheißen, um diese Ungleichbehandlung zu erkennen. Sie hat ihre Wurzeln in jahrzehntelangem Antisemitismus, in verzerrter Berichterstattung und in der geopolitischen Bequemlichkeit, Israel zum Sündenbock zu machen.
Doch die entscheidende Frage lautet: Wenn die Weltgemeinschaft nicht bereit ist, Israel die gleichen Rechte auf Selbstverteidigung zuzugestehen, die sie den USA selbstverständlich zugesteht – wie ernst meint sie es dann mit „Nie wieder Terror“?
Denn wer den 7. Oktober nicht verstanden hat, wer die Täter schützt und die Opfer kritisiert, macht sich mitschuldig am nächsten Blutbad.

